Klimaschutz ist in aller Munde. Doch fehlt es bislang an entschiedenem Handeln. Es besteht Nachholbedarf bei Politik, Wirtschaft und auch bei Verbrauchern. Denn die Freisetzung des Klimagases Kohlendioxid ist in Deutschland seit Jahren annähernd konstant und der Stromverbrauch in den privaten Haushalten steigt stetig. Auch der „versteckte“ Energieverbrauch für die Herstellung und den Transport von Konsumgütern nimmt zu. Durch den Kauf von Produkten und Dienstleistungen verursacht jeder Verbraucher meist unbewusst mehr als fünf Tonnen Kohlendioxid jährlich.
Das muss nicht sein. Wer bewusst einkauft und auf ein paar Dinge achtet, der kann viel zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz beitragen. Wie das geht, erklären wir hier.
Was heißt „klimafreundlich einkaufen“?
Klimafreundlich einkaufen heißt, durch eine bewusste Kaufentscheidung das Klima zu schützen und von Unternehmen mehr klimafreundliche Produkte einzufordern. Rechnerisch setzt jeder Einwohner Deutschlands pro Jahr über zehn Tonnen des Klimagases Kohlendioxid frei. Der Verbrauch an Wärme und Strom, Flugreisen und die Benutzung des PKWs sind die bekannten Quellen des Klimagases. Weniger bewusst sind die durch Herstellung und Transport von Konsumgütern und Dienstleistungen verursachten Kohlendioxid-Emissionen. Dabei machen sie über die Hälfte der persönlichen Kohlendioxid-Bilanz aus.
Der eigene Lebensstil schlägt sich deutlich in der Klimabilanz nieder: Ob beim Genuss frischer Erdbeeren aus Mexiko oder der Anschaffung eines Kaffeeautomaten oder LED-Fernsehers – bei Herstellung, Transport und Nutzung von Produkten wird Energie verbraucht, das führt unweigerlich zur Freisetzung von Kohlendioxid.
Die Klimawirkung eines Produkts hängt von dessen „Lebensweg“ ab, das heißt von Herstellung, Transport, Nutzung und Entsorgung. Die regionale Vermarktung von Produkten vermeidet zum Beispiel klimaschädliche Transporte, Energiespargeräte senken den klimaschädlichen Stromverbrauch. Produkte lassen sich daher grundsätzlich unterteilen in „relativ klimafreundliche“ und „relativ klimaschädliche“ Angebote. Folglich kann man durch eine bewusste Entscheidung „klimafreundlich“ oder „klimaschädlich“ einkaufen.
Klimaneutral – gibt es das?
Unter dem Stichwort „klimaneutral“ hat sich ein Geschäftsfeld entwickelt, bei dem spezielle Kompensationsmaßnahmen für die private oder betriebliche Kohlendioxid-Emission angeboten werden. Immer mehr Unternehmen entdecken dieses Instrument und verschicken Pakete, Kataloge und Zeitungen „klimaneutral“ oder veranstalten „klimaneutrale“ Kongresse, Messen oder Sportevents. Inzwischen gibt es im Handel auch klimaneutrale Haushaltsgeräte, Blumen, Notebooks und Fernseher.
Alle diese Angebote haben eines gemeinsam: Die von ihnen ausgehenden Kohlendioxid-Emissionen werden durch Klimaschutzprojekte an einem anderen Ort ausgeglichen. Fachleute nennen das Kompensation, andere reden eher von Ablasshandel. Was ist dran an diesem Instrument?
In jedem Haushalt entstehen unvermeidlich Kohlendioxid-Emissionen. Durch die Unterstützung sinnvoller Klimaschutzprojekte oder den Kauf klimaneutraler Produkte und Dienstleistungen lässt sich ein Teil davon kompensieren. Klimakompensation ist aber nur glaubwürdig, wenn sie unabhängig überprüft wird. Achte deshalb bei entsprechenden Angeboten auf folgende Kriterien:
- Es muss sich um unvermeidbare Emissionen in deinem Haushalt handeln.
- Die gegeneinander verrechneten Kohlendioxid-Mengen werden unabhängig berechnet und kontrolliert.
- Den Klimaschutzprojekten wird von unabhängiger Seite bestätigt, dass sie zusätzlich zu ohnehin anstehenden Klimaschutzmaßnahmen erfolgen.
- Die positive Klimawirkung muss irreversibel sein, Aufforstungen sind daher keine seriösen Kompensationsprojekte.
- Angebote sollten unabhängig überprüft sein, zum Beispiel möglichst dem „Gold Standard“ entsprechen oder zumindest ein TÜV-Siegel tragen.
Tipps zum klimafreundlichen Einkauf
Durch eine bewusste Kaufentscheidung kann jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig Unternehmen dazu bewegen, mehr klimafreundliche Produkte anzubieten. Um klimafreundlich einzukaufen, sollte man auf folgende Dinge achten:
- Bevorzuge beim Einkauf umweltfreundliche Produkte. Oft kannst du dabei sogar noch Geld sparen – viele Unternehmen lassen z. B. ihre Jutebeutel bedrucken und geben sie dann aufgrund der aufgedruckten Werbung billiger ab. Auch wiederverwendbare Netze für Obst und Gemüse sind viel besser als die Einweg-Plastiktütchen, die oft auf Rollen an den Auslagen zu finden sind.
- Achte beim Einkauf auf Energieeffizienz. Bevorzuge bei Haushaltsgeräten die Effizienzklasse A, bei Kühl- und Gefriergeräten A++ oder A+++.
- Vergleiche bei strombetriebenen Geräten die Leerlaufverluste. Bevorzuge Geräte mit Netzstecker, diese kannst du bei Nichtgebrauch bequem vom Netz trennen.
- Beachte die Gesamtkosten. Sparsame Geräte ersparen gegenüber dem Durchschnitt bis zu 300 Euro Stromkosten und senken die Kohlendioxid-Emission um etwa eine Tonne.
Klimafreundliche Produkte durch Labels erkennen
Um klimafreundliche Produkte in der Fülle der Angebote zu erkennen, gibt es gute und einfache Orientierungshilfen. So zeigen viele bekannte Umweltzeichen auch den Weg zu klimafreundlichen Produkten im Handel. Denn wer umweltfreundliche Produkte bevorzugt, kauft oft auch klimafreundlich ein.